Bekämpfte Habgier
Eine Textcollage aus vier Jahrhunderten, der beindruckende elektronische Klangteppich der experimentellen Musiker-Formation "Herpes Ö DeLuxe“ im Worber Metallgarten: Hier entsteht mit "Habgier“ ein Spektakel der besonderen Art.
Von Ursula Pinheiro-Weber
Da liegen uralte Beleuchtungskörper aus dem Bundeshaus, dem Münster, dem Berner Bahnhof, dem Stadttheater und andere kuriose Objekte. Keine Theaterbühne, keine kuscheligen Theatersessel, aber auch keine Künstlichkeit: Hier schafft der Schlosser und Musiker Roger Bertsch Kunstwerke aus Eisen, Bronze und mehr, hier werden Privatanlässe mit kulinarischen Highlights, organisiert. Und auch hier, in der grossen, stimmigen und energievollen Halle entsteht, zurzeit, Theater der anderen Art. Das Stück „Habgier - Universaltheater der Niedertracht“ der Theatergruppe „elch“, - besteht aus einer theatralischen Collage aus politischen, literarischen, philosophischen und wirtschaftlichen Texten.
Text-Zeugnisse von 1680 bis heute
Das tönt hochgestochen, ist aber nur halb so kompliziert. Christian Probst und Michael Oberer haben sich an Texte gemacht, welche in den letzten vier Jahrhunderten über den Menschen und die gesellschaftlichen Tendenzen geschrieben wurden. "Wir haben uns gefragt, wie es kommt, das heute die schamlose Bereicherung und das Streben nach Reichtum so viele Menschen prägen“, meint Christian Probst. „Und wir haben herausgefunden, dass das heutige gewinnorientierte Menschenbild eine Frucht der Aufklärung im 16./17. Jahrhundert ist.“ Tatsächlich: Was da Denker wie Hobbes, Kant, Darwin, Brecht, Huxley oder auch eine Maggie Thatcher gesagt und geschrieben haben, stimmt nachdenklich. Denn diese alten bis uralten Texte kicken Themen an, die heute immer noch hochaktuell sind.
„Wir möchten aufgeweckte Menschen zum Nachdenken über das heutige Menschheitsbild anregen. Und dabei gutes Theater machen“, erklären Probst und Oberer ihr interessantes Theaterkonzept.
Worb, Metallgarten, Donnerstag bis Sonntag, 7. bis 10. November; Vorverkauf: Münstergass-Buchharidlung, Tel. 031 310 23 23
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