Beat Sterchi wurde am 12. Dezember 1949 in Bern geboren. Nach einer Metzgerlehre wanderte er 1970 nach Kanada aus und studierte dort Anglistik. Von 1975 bis 1977 war er Sprachlehrer in Tegucigalpa (Honduras) und beschäftigte sich mit lateinamerikanischer Literatur. Bis 1982 absolvierte er weitere Studien in Kanada und war Englischlehrer in Montreal. Von 1984 bis 1994 lebte Sterchi in einem kleinen Dorf in Spanien, bevor er wieder in die Schweiz zurückkehrte. Er wohnt heute in Bern. Für ABSICH schuf er den Text "In der Galerie".
In der Galerie
Ich würde wie Balthus malen oder wie die jungen Wilden, jedenfalls gegenständlich würde ich malen, sagte ich, ganz sicher würde ich, wäre ich Maler, gegen die Welt anmalen, ich würde anklagen und aufklären! Worauf der Maler, der sich bemühte, nicht allzu verachtend zu lächeln, der geduldig zugehört hatte, erwiderte: D'accord! D'accord! Dann würden Sie wie Balthus auch überall noch Ihre Ehefrau in diese Bilderwelt hineinmalen, einmal liegend, einmal nackt, einmal hier, einmal dort, einmal so und einmal so, jedoch immer harmlos und schön? Ich würde natürlich versuchen, das Kitschige zu vermeiden, verteidigte ich mich, aber dieser Realität muss geantwortet werden, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln hat die Kunst der aus den Fugen geratenen Welt entgegenzuwirken und sei es durch Entlarvung des Hässlichen oder durch das immer wieder neue Entdecken des Schönen! D'accord! D'accord! sagte darauf der Maler, der mehrmals leer schluckte, mich reden liess, dann eher widerwillig fragte, Bezug auf einen Künstler nehmend, dessen Name mir kein Begriff war, ob denn eine Reaktion auf diese Welt nicht auch darin bestehen könne, dass sich jemand wie der erwähnte Künstler sage: Nein, jetzt setze ich nicht noch eins drauf, nein, jetzt dränge ich mich mit meiner Sicht nicht auch noch in den Vordergrund! Jetzt mische ich mich nicht auch noch ein! Jetzt reagiere ich nicht mehr tölpelhaft direkt! Jetzt agiere Ich! Nehme mir die Freiheit, in einem unbesetzten Raum Ruhe zu gestalten, in dem ich eine geschichtlose Fläche so bemale, wie es MIR bekommt? Ist es in dem Chaos der Signale und Impulse, in der übersättigten, beschleunigten Alltagswelt nicht eine Wohltat, sich vor einem reinweissen Bild wiederzufinden oder gar vor einer leeren Leinwand wie dieser hier? D'accord! D'accord! sagte ich.
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